Album Review Raphael Walsers GangArt – Wolfgang
Jazzpodium Februar 2015"GangArt" wäre auch ohne das modische Binnen-A ein guter Bandname. Laut Duden bezeichnet das Wort die verschiedenen Laufarten bei Pferden: von Schritt über Trab bis Galopp. So sind auch die Kompositionen angelegt: Manche bewegen sich bedächtig schreitend voran, andere preschen stürmisch vorwärts. Nun sind Pferde zwar Herdentiere, aber das bedeutet nicht, dass sie immer auf totaler Tuchfühlung miteinander sein müssen. Auch die Musiker dieses Schweizer Quintetts laufen mal äußerst harmonisch zusammen, um gleich darauf in eine sehr individuelle GangArt zu verfallen. Das macht diese Debüt-CD von der ersten bis zur letzten Minute spannend. Kunstvoll ("Art") kombiniert, entstehen raffiniert-differenzierte Klanggebilde die zunahezu gleichen Teilen von solistischer Eleganz wie von kollektiver ("Gang") Gemeinschaftsarbeit geprägt sind. Mit unterschiedlichsten Spannungsbögen streben die Musiker solistlsch oder als Team einem gemeinsamen Ziel zu, das allerdings kein Endpunkt ist, sondern ein Work in Progress, ein immerwährendes Suchen, ein ständiges Ausloten von Grenzen - einzig zu dem Zweck, um sie zu überschreiten. Mit Ausnahme von "Explosion of the green" von Justin Vernon stammen alle Kompositionen von Raphael Walser, der als Bassist seine Rolle als Bandleader weit mehr als ausfüllt. Tobias Meier spielt Alt-, Nicutin Janett Tenorsaxophon, Marc Méan Piano und Jonas Ruther Schlagzeug - ein Quintett, das dem Schweizer Jazz endlich wieder zu inter nationaler Reputation verhelfen könnte.
Rainer Bratfisch