Album Review Raphael Walsers GangArt – Wolfgang
Jazz'n'more 1. März 2015Die Schweizer Jazz-Hochschulen sorgen dafür, dass immer wieder neue und erstaunliche Musikerinnen und Musiker und erfrischende Musik ans Licht und auf die Bühne gespült werden. Dazu gehören – in jeder Gangart – der Bassist und Komponist Raphael Walser und seine vier Partner.
Von Steff Rorbach
Raphael Walser und seine vier jungen Mitmusiker – sie sind alle zwischen 26 und 31 Jahre alt – haben es zusammen ziemlich faustdick hinter den Ohren. Ihre Musik verzichtet auf billige Grooves und weitgehend auf solistische Höhenflüge; im Fokus stehen der improvisatorische Gruppenprozess und der gemeinsame Bandsound. Dabei wirken sie, als seien sie alle längst gestandene, routinirte Musiker – so selbstverständlich und dicht kommen ihre Geschichten und Erzählweisen daher. "Ich würde sagen, es geht um eine relativ freie Interpretation der Stücke, und das sollte man eigentlich auch hören. Dass da viel Freiheit drinsteckt. Ansonsten gibt es neben den energetischen Momenten auch nachdenkliche, zum Teil melancholische", schreibt Walser. Zwar hören wir auf der CD, die letzten Dezember im Moods getauft wurde, sechs Kompositionen Walsers und eine von Justin Vernon, einem amerikanischen Singer-Songwriters, der in der Band Bon Iver auch als Frontmann wirkt. Doch die Kompositionen sind wohl nicht viel mehr als ein Gerüst, Ausgangsmaterial für ausgedehnt improvisatorische Streifzüge. Das Besondere am Quintett: Mit Tobias Meier, den wir soeben schon auf der neuen CD Markus Lauterburgs bewundern durften, und Niculin Janett sind zwei Saxophonisten (Tenor und Alt) am Werk, die tief in der Band drinstecken und auch, wenn die Musik mal lieblich-melancholisch dahinperlt, nicht meinen, mit Effekten glänzen zu müssen. Dazu passt wunderbar der Westschweizer Pianist Marc Méan, der zur richtigen Zeit changierend zwischen seinen Harmonien und eingestreuten Läufen das Geschehen auf der Bühne verbindet. Und natürlich die anderen beiden der Rhythmusgruppe: Raphael Walser, der sensibel und umsichtig agierende Leader, mit seinem erdigen Bass, und Jonas Ruther, der Drummer, der ideal ins Quintett und dessen zumeist stark energiegeladener und eigenwilliger, manchmal aber auch ruhiger und tets transparenter Musik passt, die sich so ganz ohne eingängige Melodien behauptet und zu bestehen vermag.